Torrent Neuf Wanderweg

Ein Spaziergang am Abgrund

Der ehemalige Bewässerungskanal Torrent Neuf in der Saviese-Region der Schweiz bietet einen spektakulären Wanderweg mit atemberaubender Aussicht. Auf einer Seite ragt der Fels in die Höhe, auf der anderen liegt ein tiefer Abgrund. Ein paar hundert Meter tief ist der fast senkrechte Abfall in die Morge-Schlucht. Der aus Holz konstruierte ehemalige Bewässerungskanal klammert sich, zusammen mit ein paar Fichten, an ein Sims entlang der Felswand. Die Wanderung entlang des Torrent Neuf ist spektakulär und dennoch ungefährlich. Schwindelfrei muss man allerdings schon sein, denn man überquert auf dem Wanderweg vier kühn in der Luft schwingende, fast 100 Meter lange Hängebrücken.

Der Wanderweg schlängelt sich an der Felswand entlang immer weiter in das Seitental, das zum Sanetschpass führt. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts war er eine Suone, ein waghalsig an den Felsen befestigter hölzerner Kanal, der Wasser aus dem Fluss Morge schöpfte und damit die Äcker und Weinberge des Rhonetals bewässerte. Der Torrent Neuf war eines der kühnsten und bekanntesten Bewässerungsprojekte seiner Zeit. Die Suone war bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Betrieb und war danach für einige Jahrzehnte dem Verfall überlassen. Zwischen 2005 und 2012 wurde der ehemalige Bewässerungskanal mit Geländern, Seilen, Schutzdächern, Fangnetzen, Ketten und einem kleinen Tunnel als Wanderweg instand gesetzt. Der Suonenweg ist gut gesichert und sogar mit leichtem Schuhwerk bequem zu begehen. Geländetaugliche Schuhe sind selbstverständlich für alle Wanderungen zu empfehlen. Der Wanderweg zieht etwa 80.000 Besucher im Jahr an.

Der Wanderweg ist insgesamt sechs Kilometer lang. Er beginnt an der Postauto-Haltestelle ‚Saviese Prafirmin Torrent Neuf‘. Von dort führt er zuerst durch den Wald, dann auf dem vor Kurzem renovierten schwindelerregenden Suonenweg bis zum 1.191 Meter hoch gelegenen Weiler Brac. Höhenunterschiede gibt es kaum und die Wanderung ist nicht sonderlich anstrengend. Auf dem Weg kommt man an zwei Bistros vorbei: Bei der Kapelle der Heiligen Marguerite befindet sich das ‚Refuge des Voisseurs‘, und in der Mitte der Wanderung stößt man auf das ‚Brac Chalet‘. Am besten lässt sich die Suonenwanderung hin und zurück zum Ausgangspunkt machen. Einen Rundweg gibt es nicht. Für die gesamte Wanderung muss man etwa zweieinhalb bis drei Stunden einplanen, und natürlich etwas mehr, wenn man sich unterwegs bei den beiden Bistros erfrischen will.

Arbeiten sind im Gange, um den gesamten Kanal von Torrent Neuf wieder zugänglich zu machen. Der Suonenweg wird vom Verein Torrent Neuf unterhalten und erweitert. Für seine Arbeit wurde der Verein in diesem Jahr mit dem Romand Kulturpreis ausgezeichnet und mit 10.000 Franken belohnt. Bereits 2012 wurde der Torrent Neuf-Wanderweg von Swiss Rando ausgezeichnet.

Der Suonenweg ist von Anfang Mai bis einschließlich Oktober geöffnet. Bei Regenwetter ist die Suone leider geschlossen. Wenn man mit dem Auto anreist, kann man auf den vorhandenen Parkplätzen bei Binii parken.

bard